Dr. Ana Szilágyi, compozitoare si muzicolog, profesor invitat la universitatea din Viena, este invitata Contemporania de astazi. Ana a realizat o ampla cronica a concertului din 23 februarie 2012, Viena, Alte Schmiede. Varianta in limba romana a aparut in Observator Cultural, aici vom publica de asta data varianta in limba germana.
(foto: Sabina Ulubeanu)
Neue Musik
aus Rumänien in der Alten Schmiede in Wien
Gerald
Resch, Kurator und Moderator der Konzerte in Wiens kleinem aber feinem
Konzertsaal Alte Schmiede, hatte zu einem viertägigen Festival
besonderer Art – „Gemischter Satz“ – eingeladen. Im letzten Konzert dieses
Festivals (23. Februar 2013) waren neue Werke von sieben rumänischen
KomponistInnen unterschiedlichster Generationen zu hören. Das Konzert wurde vom
Flötisten Matei Ioachimescu und der Pianistin Catalina Butcaru in
Zusammenarbeit mit der Österreichisch-Rumänischen Gesellschaft und mit dem
Rumänischen Kulturinstitut in Wien organisiert. Gespielt hatte das Ensemble
„Green Thing“, das neben Ioachimescu und Butcaru aus dem Violinisten Paul
Rosner und der Cellistin Ana Topalovic besteht. Zu einer der Eigenarten neuer
rumänischer Musik gehört das Festhalten am Melodischen oder an klassischen
Formprinzipien, dies indessen in Verknüpfung mit neuesten Techniken und
Kompositionsprinzipien. Wie spannend solche Mischung von Archaik und Neuheit
sein kann, wenn es lebendig und inspiriert komponiert ist und entsprechend von
Interpreten dargeboten wird, war am 23. Februar in Wien zu hören.
Das Konzert
begann mit Furia für Flöte, Violine, Cello und Klavier von Dan
Dediu, Kompositionsprofessor und Rektor der Nationalen Universität für Musik in
Bukarest. Peter Sloterdijks Zorn und Zeit gab dem Stück die
Initialzündung, wobei die extremen Dissonanzbildungen und das ausdauernd
schnelle Tempo Sloterdijks Titel unschwer erahnen ließen.
Das zweite
Stück war Wu Li für Violine und Cello und wurde von Violeta Dinescu
komponiert. Sie lebt und arbeitet in Deutschland (als Professorin für
angewandte Komposition an der Universität in Oldenburg) und widmet sich
besonders der Förderung der osteuropäischen Musik im Ausland – mit dem
Schwerpunkt rumänische Musik. Wu Li (1632-1718) ist von dem Maler und
Dichter Wu Li beeinflusst, dessen Bilder in helle Klänge verwandelt
wurden, mit einer folkloristisch-orientalischen Nuance.
Das nächste
Stück, Sonate für Flöte und Klavier stammt aus der Feder
von Cristian Lolea, einem der bekanntesten Komponisten der jüngeren
Generation. Die geflüsterten Töne der Flöte kontrastieren mit den späteren „Fluten“ des Klaviers.
Komponiert in einem modernen, zeitgenössischen Ton gibt es dennoch eine Beziehung
zur (klassischen) Sonatenform, spürbar besonders durch Kontrastierungen.
Celliphonia für
Cello, Zuspielung und Live-Elektronik von Calin Ioachimescu ist eine revidierte
Fassung des mit dem gleichen Titel 1988 entstandenen Stücks. Calin Ioachimescu
folgt der französischen spektralen Richtung (er hat Musikinformatik am IRCAM in
Paris studiert). Heute ist er Tonmeister beim rumänischen Rundfunk und Leiter
des Elektroakustischen Studios des Komponistenverbands in Bukarest. Celliphonia
war das einzige elektronische Stück des Abends, was nicht bedeutet, dass
diese Richtung in Rumänien eine untergeordnete Rolle spielt.
Crystals für
Flöte und Klavier von Doina Rotaru brachte zarte Klänge und Effekte ein, die
auf Volksinstrumente hinweisen. Man kann in ihrem Stück Melodiebrüche erkennen,
deren Herkunft jedoch undeutlich bleiben sollen. Es scheint eine uralte Musik
zu werden, außerhalb von Zeit und Raum. Man könnte sagen, dass Doina Rotaru
eine archetypische Musik mit den neuen Mitteln der 20. und 21. Jahrhunderts
anstrebt.
Danach
folgte ein kurzes Gespräch zwischen dem Moderatoren Gerald Resch und der
Komponistin Sabina Ulubeanu über das Thema "Komponistinnen in Rumänien". Die relativ große Anzahl
der Komponistinnen, die am Abend aufgeführt wurden (vier von sieben), scheint
ungewöhnlich in Österreich zu sein. In Rumänien gibt es zahlreiche erfolgreiche
Komponistinnen, ein Aspekt der vermutlich seltsamerweise auf die kommunistische
Zeit zurück geht, auf den 8.
März der 70er und 80er Jahre, wo eine Hommage an die "Arbeiterinnen"
durch den Diktator Ceaușescu stattfand. Unabhängig von dem damaligen
politischen Sachverhalt (und glücklicherweise unbeeinträchtigt geblieben) gab
es eine große Komponistin und Pädagogin, Myriam Marbe (1931-1997), die
zahlreiche Komponistinnen an der Musikuniversität ausgebildet und ermutigt hat,
Komponistinnen die heute anerkannt sind. Eine davon ist Violeta Dinescu.
Sabina
Ulubeanu war zwar nicht Myriam Marbes Studentin, aber sie hat sie gut gekannt
und ihr das Stück Raum und Liebe für Flöte, Violine, Cello und Klavier
gewidmet. Sabina Ulubeanu befasst sich mit der Zeit und mit den Funktionen des
Gedächtnisses. Ihrer Meinung nach lässt die Liebe Spuren im Raum. Aus diesen
Spuren besteht das Gedächtnis. Ich fand einen Abschnitt des Stücks interessant
in dem die Komponistin einen Stil der Spielmänner in die Streichinstrumente
einbringt, was mich an G. Enescu erinnerte.
Der Abend
wurde mit dem Stück Tremurcutremur für Flöte, Violine, Cello und Klavier
von Diana Rotaru, der jüngsten Komponistin des Abends, beendet. Der Titel
besteht aus zwei Wörtern: tremur = Zittern, Beben und cutremur =
Erdbeben. Das Beben – eine vibrierende Linie – wird in ein Erdbeben verwandelt
– ein ausbrechender Vulkan.
Am Schluss
lässt sich sagen, dass dieses Konzert in der Alten Schmiede erfolgreich
war und die unterschiedlichen Kompositionen gut ankamen, nicht zuletzt auch
dank der ausgezeichneten Leistung des Ensembles „Green Thing“.
Dr. Ana Szilágyi
Niciun comentariu:
Trimiteți un comentariu